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 Unsere Atlantiküberquerung 06.März - 28.03.2014

 

Endlich war es soweit. Wir haben unsere CACIQUE vollgebunkert, mit 300lt Diesel, 300lt Wasser im Tank plus 86lt Trinkwasser in seperaten Kanistern, Nahrungsmittel für gute 3  Wochen (für länger hätte es auch gereicht) und frisches Gemüse und Obst und einige Packungen Outdoornahrung in Alutüten.  Es konnte losgehen. Unsere lieben Freunde Elke und Werner machten etwas später die Leinen los um südlicher nach Brasilien zu segeln.

  140206-A02 unsere CACIQUE ist voll bebunkert140206-A02 unsere CACIQUE ist voll bebunkertAuch ohne uns an Bord liegt CACIQUE mit der Wasserlinie tief.

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140306-A09 Eva u. Florian140306-A09 Eva u. Florian

Am 6.März gegen Mittag ließen wir die Leinen in Richtung Westen los mit anfangs Kurs 255°.

Wir hatten eine Strecke von 2300sm (ca. 4140 km) nach Trinidad vor uns. Mit Ricki, meinem Sohn welcher in Florida mit Familie lebt, hatten wir täglichen Kontakt per Satelliten Telefon. Abends meldeten wir unsere Position und anhand verschiedener Wetterkarten schickte er uns das Wetter, aktuell, Prognose 24 und 48Std. Später auch die Wellenhöhe. Es klappte bestens. Unser Schiffsalltag pendelte sich allmählich ein. Die Nachtwache zwischen 12 Mitternacht bis 3 Uhr morgens war meine. Ich freute mich eigentlich auf die Nacht um den Sternenhimmel beobachten zu können, aber es war zu kalt und später als es wärmer wurde schaukelte es zuviel um es genießen zu können.

Wegen der Schaukelei mussten wir unseren Kochtopf mit vorbereiteter Gemüsesuppe gut festzurren ohne das die Bänder heiß wurden, da wir Induktionkochplatten hatten. Ein erwärmen ging über den 12-230Volt Wandler. Bei längeren Kochen musste der Generator laufen, der dann nebenbei das Boilerwasser erwärmte und die Akku auf luden.

Unterwegs wird man sehr einfallsreich und im improvisieren immer besser.

 

140307-A01 die Gemüsesuppe im festgezurrten Topf. 140307-A01 die Gemüsesuppe im festgezurrten Topf.

 

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Die Passatbeseglung steht und der neue Autopilot leistet ohne murren seinen Dienst. Wir brauchten vom Cockpit aus nur mit den Rollreffleinen die Segelfläche aus oder einrollen. Wurden wir zu schnell und CACIQUE unruig, wurde die Segelfläche anpasst. So schafften wir fast jeden Tag Etmale von über 100sm  ( >180km ) gen West

 

 

Ein regelmäßiger Rundumblick war durch die Fensteranordnung der REINKE Konstruktion vom Salon aus möglich. So brauchten wir nachts selten nach draussen zu gehen. (Dieses natürlich nur mitten auf dem Atlantik, wo wir wußten, dass es keine Schifffahrtsstraße gab) Auch der aktive Radarreflektor mit Alarm und das AIS System hätte uns vor einem fremden Schiff gewarnt. Fast 2 Wochen lang sahen wir kein anderes Schiff. Wir schienen alleine auf der Welt zu sein. Delfine oder Wale liessen sich nicht sehen wahrscheinlich war es schon zu spät in der Jahreszeit, nur häufig fliegende Fische von denen einige bei uns auf Deck ihr Leben beendet haben.

 

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Beim Kaffee bereiten musste der Wasserkocher fest gehalten werden. Wir benutzen nur eine Kaffeetasse im Wechsel, man konnte entweder nur die Tasse halten oder das Brot essen, welches ich auf einem Brettchen auf dem Boden schmierte, da der Weg nach "unten" so nicht mehr gegeben war.

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Wir hatten uns vorgenommen immer zu frühstücken und einmal am Tag zu kochen. Erst einmal hatten wir guten Vorrat an frischen Gemüsen. Dieses reichte für eine gute Woche um Eintöpfe in verschiedenen geschmacksrichtungen zu kochen. Die Bananen reiften sehr langsam und diese konnten wir in der 2. Woche genießen. Der kleine Nachteil, fast alle wurden zur gleichen Zeit reif.

Schön waren auch die verschiedenen Wolkenbilder zu beobachten. Direkte Squalls (Regenwolken mit viel Wind) hatten wir nicht, bemekten nur Zu- und Abnahme des Windes mit leichter Richtungsänderung. Ansonten hielt sich der Wind konstant zwischen 10 und 20kn aus Ost bis Nord-Ost.

Bei Windänderung liessen wir die Segel stehen und änderten nur den Kurs 20 bis 30 Grad durch drücken der Knöpfchen am Autopilot. (Ach wie herrlich ist doch die Technik!) Wir sind Fahrten- und nicht Regattasegler, dieses bedeutet wir haben viel Zeit!

 

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    Teilweise mußten wir die Segel verkleinern, denn über 6kn Fahrt war das Verhalten von CACIQUE in den Wellen unangenehm. Nur an einem Tag war er so schwach, dass wir die Segel einrollten und uns ein Bad in der großen "Badewanne" bei ca. 5000m Tiefe gönnten. Ach was tat das gut, zwar ein wenig kühl noch, aber herrlich und erfrischend.

Wir stellten während der Reise fest, daß unser Kiemkieler (2 Kiele) mehr schaukelte als ein Langkiel der das Schiff in den Wellen ruhiger hält. Da wir platt vor dem Wind segelten haben auch die Segel nicht gestützt. Nun unsere Muskeln wurden gut durchtrainiert. Zum Bergfest ( nach der Hälfte der Reise) machten wir eine Flasche Rotwein auf und tranken darauf, daß bisher alles so gut verlaufen ist und wünschten auch gut anzukommen. Es wurde immer spannender, denn je westlicher wir kamen, umso wärmer wurde es, allerdings erst nach der Hälfte der Fahrt. Regen bekamen wir keinen, konnten aber immer Steuerbord oder Backboard in weiter Ferne sehen, wie ein Squall nach dem anderen durchzog. Eigentlich hofften wir mal einen schönen Regenguß zu bekommen, um den roten Sahara-Staub von den Kapverden abzuwaschen. Die Meilen wurden immer weniger zum Ziel und endlich am 27.3. sahen wir Land. Wir konnten es nicht glauben und warteten bis wir näher kamen um sicher zu sein, daß wir wirklich Landfall hatten. Erst konnten wir Little Tobago erkennen anschließend Tobago.

 

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Nun hieß es noch einen vollen Tag bis zum Ziel zu kommen. Zwischen den Inseln schlief der Wind nun vollkommen ein entgegen den Wettervorhersagen, sodass wir das erste mal wieder den Motor anmachen mußten. War das ein Lärm! Zum Schluß mußten wir "bummeln"um erst mit Tageslicht zur Einfahrt der Nordwestküste in den Golf von Paria abzubiegen. Die enge Einfahrt konnten wir erst sehr spät entdecken. Gut konnten wir das nahe Venezuela mit der Halbinsel Paria erkennen.

 

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Wir waren in die Boca de los Monos eingefahren, konnten auch den Felsen auf welchen man achten mußte sehen. Wir waren gerade mit Motorhilfe am Felsen im engen Kanal vorbei, als uns plötzlich ein Alarmton vom Motor erschreckte. Der Kühlkreislauf war ausgefallen, der Motor überhitzt. Wir hatten Flaute im Wechsel mit Boen von 15kn und Gegenströmung. Was war passiert? Ludwig machte eine 180° Drehung trotz überhitzten Motors damit wir wieder auf das offene Meer kamen. Da bemerkten wir auch, das kein Kühlwasser zum Auspuff rauskam. Wir hatten doch eine neue Wasserpumpe mit neuem Impeller eingebaut.... Nun schnell den Motor aus und die Segel hoch, damit wir manövrierfähig waren. Wir steuerten auf die nächste Einfahrt zu welche breiter war. Mit ständig wechselnder Segelstellung und jeden Wind ausnutzend waren wir nach ca. 2 Std. im Golfo de Paria. Dann war der Wind vollkommen weg, ach herje. In weiter Ferne konnten wir die Marina sehen. Dunkle Regenwolken zogen auf. Ohne Motor und Wind waren wir steuerlos. Die Wassertiefe bis zur Marina 50m, ankern war nicht möglich. Mit Pinnenschlägen hielten wir uns von der steinigen Küste fern. Wir riefen über Funk die Marina um Hilfe an. Es meldete sich erst niemand, dann wurde gefragt welches Problem wir hatten und über ein Relais wurden wir weitergeleitet zu einer deutsch sprechenden Frau. Von ihr bekamen wir gesagt, daß Hilfe in ca. 1 Std kommen würde. Aus dem Dunst sahen wir etwas kleines auf uns zukommen. Ja es war ein Dingi mit 2 Personen! Als sie ankamen hörten wir, dass sie uns abschleppen wollten. Sie hatten einen 8PS Motor und nun staunten wir nicht schlecht wie wir in Bewegung kamen. Mit 3kn schafften wir es vorwärts! Glücklicherweise gab es keine Wellen und keinen Wind.

 

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Inzwischen hatte ein heftiger Tropenregen eingesetzt und die Beiden im Dingi wurden dauergeduscht. Unser erster Regen seid vielen Wochen. Wie leid taten sie uns und wir konnten nichts tun. Nach einer guten Stunde kamen wir in das Bojenfeld und erwischten eine Boje in der Nähe der Yacht des Paares die uns geschleppt haben, die Sy-Pelikaan. Einen ganz lieben und erlösenden Dank an die Beiden. Wie wir später erfuhren, waren sie Australierer, ausgewandert aus Holland und lebten schon über 20 Jahre in Australien. Sie waren auf dem Rückweg ihrer Weltumrundung.

Wie wir später erfahren hatten, hören fast alle Segler den Funk auf Dauer ab um in Notfällen helfen zu können, da man von den Marinas selten Hilfe bekam.

Wir waren angekommen, wir konnten es noch nicht glauben, d.h. wir brauchten einge Zeit um wirklich "anzukommen" und zu begreifen, daß wir den Atlantik überquert hatten. Welch ein stolzes Gefühl und große Freude!

Auch meinem Sohn einen riesigen großen Dank, daß er uns täglich - 22 Tage - den Wetterbericht übermittelt hat und wir gut in der Karibik angekommen sind.